Jahresbericht 2014

Kürzlich war ich in der Kirche auf der Empore, um dem Stapel uneingereihter Notenblätter zu Leibe zu rücken. Ich blätterte also fröhlich vor mich hin und hatte ab und zu einfach den Eindruck, ich sei nicht alleine. Denn immer mal wieder hörte ich so etwas wie ein Tuscheln oder ein leises Kichern. Da! Da war es schon wieder!

Jetzt musste ich der Sache auf den Grund gehen. Ich schaute mal in jede Ecke und besonders dort, wo sonst Bass und Tenor stehen, (man weiss ja nie, ob sich ein Mundwerk selbständig gemacht hat) - ich schaute hinter die Orgel, - nichts.

Aber da ich genau zu diesem Zeitpunkt wieder ein Kichern hörte, konnte ich dem nur noch folgen…. und siehe da! Ich fand des Rätsels Lösungen! Sie sassen mitten auf der Orgel und wie es schien, amüsierten sie sich gut.

Wer jetzt noch nicht weiss, um wen es sich handelte, dem habe ich hier ein Bild von den Bengelchen:  

Da ich von weitem hörte, dass sie gerade von uns allen sprachen, versteckte ich mich hinter der Orgel und belauschte sie.

Als Erstes vernahm ich, dass die vier Engelchen alle einen Namen haben, ich nehme mal an, Ihr habt das auch nicht gewusst, oder?

Also, als Erstes ist da der Seröse, der Ernste.

Ihn kann nichts erschüttern, ausser wenn es seine Mitengelchen zu bunt treiben. Humor ist das Seine nicht.

Dafür singt er voller Inbrunst.

Ich habe nun gehört, dass er den Namen Ernstus trägt.

Als zweites hörte ich den Namen des Ohrenzuhalters, dem Frechen in der Truppe, der immer alles besser weiss.

Sein Name ist Lümmelus

Der Dritte, der es sich schon seit Jahrzehnten liegend bequem macht heisst anscheinend Phlegmatus.

Fehlt noch der Vierte, der nicht soo viel spricht, dafür stellt er ziemlich viel an und sich vor allem auf den Kopf.

Sein Name ist Kapriolus

Diesen Vier hörte ich nun also zu, wie sie sich Geschichten erzählten, und wie es der Zufall wollte, hielten sie gerade einen Rückblick über das vergangene Jahr.

Gut hatte ich mein Diktiergerät dabei, so konnte ich alles aufnehmen und musste es danach nur noch tippen.

Phlegmatus hörte ich gerade sagen, dass die Weihnachtspause letztes Jahr nicht lange dauerte: "schon am 9. Januar kamen die Sängerinnen und Sänger zur ersten Probe zurück, und wir waren ja noch kaum fertig mit Stille Nacht singen"

"Jetzt übertreibst du aber, Phlegmatus" sagte darauf Kapriolus, "mir wurde es schon etwas langweilig ohne den Chor, deswegen kletterte ich ja schon so lange am Weihnachtsbaum herum. Bis der Chor dann am Samstag, den 11. Januar im Abendgottesdienst sang und danach die Generalversammlung abhielt, hatte der Baum praktisch schon keine Nadeln mehr."

"Ja genau, weil DU daran herumgeturnt bist," meinte Ernstus. "Ach ja. Ich tue eben gerne etwas Sinnvolles in meiner Freizeit, so wie der Chor auch. Sie probten jetzt nämlich ganz brav vor sich hin, - vor allem diese Bienenmesse, oder wie immer die hiess."

"Bist du noch bei Trost, Kapriolus, die Messe war von Hummel!" Entsetzte sich Ernstus.

"Oh, das kann sein," meinte Kapriolus. Aber mit der Biene lag ich auch nicht soo daneben! Und vor allem musste der Chor auch fleissig wie die Bienen üben. Denn sie wollten dieses Werk an Ostern, zusammen mit Sylvias zweitem Chor der EMK Basel aufführen.

Zuerst kam ja aber noch der Palmsonntag, den finde ich immer ziemlich lustig." "Kapriolus! Du kannst doch den Palmsonntag nicht wirklich lustig finden! Wo bleibt der Ernst," sagte Ernstus.

"Jaa, ich meine ja nicht wiiirklich den Palmsonntag und so. Aber ich muss einfach immer kichern, wenn ich die Männer des Chores so brav und schön singen höre. Wenn ich dann denke, wie die manchmal, öhm… und so weiter, dann muss ich einfach kichern, ich will eigentlich nicht, ich MUSS!"

"Nach dem Palmsonntag kam dann ja als nächstes Treffen der Karfreitag," sagte Ernstus, "da wirst du ja wohl nicht mehr gekichert haben."

Uii nein," erwiderte Kapriolus sofort, "nein, am Karfreitag bin ich immer fürchterlich traurig. Der Chor singt da auch immer ganz traurige Lieder. Die tönen zwar ziemlich schön, aber ich muss da immer speziell gut auf dem Kopf stehen. Denn, falls ich weinen muss, sind die Tränen dann schneller am Boden, ohne mich total nass zu machen!"

"Auf dem Kopf stehen," meldete sich Phlegmatus, "wie anstrengend, wenn man doch auch im Liegen singen kann! Aber in der Osternacht bin sogar ich für einmal aufgestanden. Denn mir gefiel diese Hummel-Messe sehr, erst noch mit der Basler Verstärkung. Es wurde sogar noch das Halleluja von Händel gesungen, iiiih, ich bekomme gerade wieder Hühnerhaut, wenn ich bloss daran denke!" "Ein Engel? Hühnerhaut? Vielleicht sind Deine Flügel aus Hühnerfedern!" spottete Lümmelus.

Phlegmatus war darauf beleidigt und sagte nichts mehr. Denn schliesslich war er ja auch der einzige, dem am Ostermorgen die Reise nach Basel zu mühsam war.

Denn die zwei Chöre durften die Hummel-Messe zweimal aufführen, in der Osternacht in Grellingen und am Ostermorgen in der EMK in Basel. "Wisst ihr noch," sagte Ernstus "wie wir Drei unter der hintersten Stuhlreihe sassen und den zwei Chören zuhörten?" Kapriolus erwiderte: "ich konnte nicht sitzen bleiben. Ich war soo aufgeregt, dass ich ab und zu auf den Kopf stehen musste. Das hilft nämlich gegen Nervosität. Und als ich so verkehrt auf dem Kopf stand, sah ich, wie sich Lümmelus auf ganz leisen Sohlen in den Vorraum schlich, um schon etwas von dem tollen Apero-Buffet zu stibizen.

"Waas," sagte Ernstus! "Von dem wusste ich ja gar nichts! Also das tut ein anständiger Engel nicht. Dabei wurde uns allen nach dem Gottesdienst eine so schöne Tafel bereitet. Unsere Sänger waren darüber sehr dankbar, auch genossen sie das Zusammensingen mit den Baslern. Es hat einfach alles gepasst."

"Wisst ihr noch, was 40 Tage nach Ostern war?" fragte Ernstus seine Mitengel. "Na Pfingsten natürlich," wusste Lümmelus, "also da musst du mir eine schwierigere Frage stellen, bis du mich ins Grübeln bringst". "Ja gut, Pfingsten! Aber da war doch noch etwas Spezielles!" "Ich weiss es, ich weiss es," rief Kapriolus. "An Pfingsten war ich nämlich auch traurig und musste deshalb gut auf dem Kopf stehen, weil Sylvia Wilhelm nach 9 Jahren die Chorleitung abgab. Und in ihrem Abschiedsgottesdienst sang der Chor so Lieder." Lümmelus hielt sich noch verkrampfter die Ohren zu: "Was sagst du da? So Lieder? Das war die Johannis-Messe von Haydn. Und dazu sangen sie erst noch das Emite spiritum." "Ja," sagte Kapriolus, und um das Wort Hühnerhaut zu vermeiden, sagte er, dass es ihm alle Federchen an den Flügeln aufgestellt habe. Aber die anderen kicherten dennoch, ausser Ernstus. Er wies noch darauf hin, dass Sylvia am Ende des Gottesdienstes mit zwei kurzen Ansprachen würdig verabschiedet wurde.

Das war die sogenannte offizielle Verabschiedung, - aber nicht unser letztes Zusammentreffen mit Sylvia. Am 26. Juni war der Chor nämlich bei Sylvia zu Hause eingeladen. Und ich habe gehört (wir waren nämlich nicht eingeladen) dass es dort im Garten sehr lustig zugegangen ist.

Also, wenn ich jetzt dabei gewesen wäre, dann würde ich mich jetzt nachträglich nochmals herzlich bedanken. Weil ich aber nicht dabei war…. tue ich es jetzt trotzdem. Und zwar nicht nur für die Einladung (sagte ich schon, dass wir nicht dabei waren?) sondern für die ganzen gemeinsamen 9 Jahre. Mir haben die Proben und Auftritte immer sehr gefallen."

"Ja, Kapriolus," rief Phlegmatus, "mir hat es auch sehr gut gefallen. Und was ich besonders erwähnen wollte: Bei Sylvia fand ich noch ganz toll, dass ich während den Proben immer liegen bleiben durfte…..und daran denke ich jetzt mit einem Seufzer zurück!"

Das ärgerte jetzt Lümmelus: "Iiimmer dasselbe mit dir! Nennen wir es beim Namen: du bist einfach faul! Und das ist keine engelhafte Tugend!"

"Nein, ich bin nicht faul, ich bin einfach sehr oft total motiviert, nichts zu tun! Ich glaube, das ist eine Gabe!

Aber zurück zu der freien Stelle: Gott sei Dank ist der Chor auf der Suche nach einer neuen Chorleiterin gleich erfolgreich gewesen. Nicht auszudenken, wenn der Chor keine Nachfolgerin oder keinen Nachfolger gefunden hätte. Dann wäre es noch so weit gekommen, dass wir auf die Suche hätten fliegen müssen, - oje, wo ich doch immer ein wenig müde bin.

Aber dazu kam es ja zum Glück nicht. Alle freuten sich sehr, als Peter verkünden konnte, dass die Nachfolge nun definitiv feststehe in der Person von Stephanie Martin."

Lümmelus meinte: "Ja, und Stephanie trat sogar schon vor ihrem Vertragsbeginn an. Das ist ein Einsatz, anders als gewisse Engel, die eventuell hier anwesend sind! Aber das ist nur eine Randbemerkung. Bei dem speziellen Gottesdienst am 29. Juni, an dem Stephanie die Leitung übernahm, handelte es sich um die Verabschiedung von unserem Herrn Pfarrer Imbert Droz, der nach vielen, vielen Jahren in Grellingen in den verdienten Ruhestand trat. Ich war ganz traurig. Seine Stimme war mir so richtig vertraut, und ich denke dankbar an ihn."

"Du Lümmelus, wann denkst du, dass wir in den Ruhestand treten können?" fragte Phlegmatus.

"Du ganz bestimmt nie, denn du bist schon dein ganzes Leben lang im Liegestand."

Das fand jetzt aber Ernstus nicht nett. Er ermahnte Lümmelus und gab zu bedenken, dass sie, die vier Engelchen ja heute wirklich das alte Jahr noch einmal Revue passieren lassen wollten.

"Stimmt", rief Kapriolus. Jetzt kommt nämlich noch ein lustiger Abschluss der ersten Jahreshälfte. Am 4. Juli war nämlich der Bündelibummel. Die Meisten gingen zu Fuss zum Schlosshof in Pfeffingen. Gut, dass einige Unverbesserliche wie üblich ein paar Kirschen stehlen mussten, das erwähne ich jetzt hier besser nicht. Und erst recht nicht, dass ich am liebsten auch solch eine Kirsche abgehängt hätte. Wenn ich nur nicht solche Angst gehabt hätte, dass ich mein weisses Röckchen einsauen würde!

Danach haben aber alle sehr fein in diesem Schlosshof gegessen, - zu dritt haben wir nämlich zugeschaut. Wisst ihr noch, wie die Wirtin plötzlich aus irgendeinem Grund, den ich vergessen habe, zu Friedel gesagt hat: 'Du bisch es Säuli!' Worauf Markus die Wirtin bat: 'Könnte ich das bitte schriftlich haben?' Da musste ich sooo lachen, dass man mich beinahe gehört hätte."

Das war jetzt Ernstus alles etwas zu lustig, und er meinte: "Ja, aber ihr wisst auch noch, wie unser Chef dann donnernd eingegriffen hat? War daaas ein Sturm und Unwetter! Gut haben kluge Köpfe ein paar Autos nach Pfeffingen gestellt, so dass praktisch alle trocken nach Hause kamen."

"Ja, aber ein bisschen nass ward ihr schon", sagte Phlegmatus, "ihr habt nämlich etwas gemüffelt. Und da war ich gleich nochmals froh, dass ich zu Hause geblieben bin.

Und dass der Abend eine Strapaze war, sah man auch daran, dass der Chor anschliessend 6 Wochen nicht mehr zur Probe kam!"

"Du übertreibst wieder! Das waren doch die Sommerferien," entgegnete ihm Kapriolus. Und genau in diesen Ferien machte mal nicht nur ich Kapriolen, sondern ausgerechnet die Sängerin des Chores mit den meisten Mitgliedsjahren. Und die Kapriole bestand darin, dass sie den Austritt aus dem Chor gab, nach 52 Jahren! Das ist doch zu schade um auszutreten, sonst wären es jetzt nämlich 53 Jahre! Aber gut, als Ehrenmitglied bleibt sie uns ja erhalten. Und deshalb danken wir Roswith ganz herzlich für den grossen Einsatz während all den Jahren, und auch für die Pizzen, die Du uns nach der ersten Probe spendiert hast."

Ernstus nutzte die Gelegenheit: " Hast Du das gehört, Phlegmatus? 52 Jahre, und Roswith hat nicht ein einziges Mal liegend gesungen!“

Aber kommen wir zurück: Alle anderen Mitglieder sind nach der Sommerpause zusammen mit Stephanie als Chorleiterin wieder engagiert erschienen. Es mussten ja auch Nägel mit Köpfen gemacht werden, damit am etwas nach hinten geschobenen Laurentius-Fest die Rihovsky-Messe aufgeführt werden konnte. Das gelang dann auch gut, fand ich.

Keine zwei Wochen später war der nächste ungeplante Einsatz: am 27. August war die Beerdigung von Annerös Vögtlin, sie war früher ein langjähriges Mitglied des Chores, ein paar Jahre als Präsidentin. Der Tod kam sehr überraschend. Sehr schön fand ich, dass Chor und Chorleiterin spontan bereitstanden, für Annerös im Gottesdienst zu singen."

"Das war jetzt aber sehr traurig," meinte Kapriolus, "kommt, jetzt mache ich weiter mit erzählen, denn es kommt wieder etwas Lustigschönes! Es war nämlich so, dass der Chor doch auf Reisen ging, - genau genommen am 13. und 14. September. Elisabeth, Markus und René organisierten im Voraus soo gut, dass man die Reise nur noch abhandeln musste. Ja jaa, genau so war das. Bernhard Zürcher fuhr den Bus schaurig gut. Mir wurde überhaupt nicht schlecht. Ach ja, ich habe noch nicht erwähnt, dass von uns vier Engelchen drei mitflogen. Ratet mal, wer zu Hause blieb!

Wir fuhren, unterbrochen von einem Frühstückshalt für die irdische Bevölkerung, Richtung Berner Oberland nach Erlenbach. Und dort - ich lache mir jetzt noch ins Flügelchen - mussten doch alle Chormitglieder eine Fahrkarte kaufen, um mit der Seilbahn nach oben auf das

Stockhorn zu schweben! Ist das nicht lustig? Für die gleiche Strecke musste ich nichts bezahlen und machte erst noch 12 Loopings, alles gratis!"

Ernstus unterbrach ihn: "Jetzt erzähl nicht solche Banalitäten, Kapriolus! Erzähl lieber von dem gewaltigen Nebel der auf dem Horn war. Er kam und ging und kam und ging und kam und ging. Ein grossartiges Schauspiel. Es hatte sogar einen kreisrunden Nebelbogen.

Nach dem Mittagessen wanderten die einen zur Mittelstation, andere spazierten bei der Mittelstation dem See entlang, - und jaaa, hör schon auf, mit den Flügeln zu winken! Wieder andere flogen mit ein paar Loopings direkt hinunter! Zufrieden?

Anschliessend fuhren alle per Bernhard nach Thun, in ein gaaanz altes Zunfthaus, wo der Chor übernachtete."

"Erzähl das mit den Betten am Boden", warf Lümmelus hastig ein.

"Jaa, übertreib's jetzt nicht. Sagen wir einmal, die Zimmer waren sparsam eingerichtet. Aber soo schlimm war es nicht, denn eine Matratze pro Nase war gesichert. WO diese lag, das war dann doch von Zimmer zu Zimmer verschieden. Sonst hatte es eigentlich nichts im Zimmer. Und das war ja genau das Lustige."

Lümmelus war jetzt in Form: "Erzähl auch noch von dem Abendspaziergang, den die meisten nach dem Nachtessen gemacht haben. Da war es doch soo lustig, weil dieser Friedel doch im Ernst erzählt hat, sein Rasierapparat hätte WLAN und damit könne er heute Abend noch den Sport schauen, sofern Anneli das Kabel immer genau so halte, dass er Empfang hätte. Erzähl das, das war so lustig!"

Ernstus meinte ernst: "Auch wenn du es nicht bemerkt hast: DU hast es gerade selber erzählt! Aber zum Glück kann diese Bande von einem Chor auch noch ernst sein. Denn am Sonntagmorgen ging es gleich nach dem Frühstück los. Wir fuhren nach Amsoldingen, wo wir einen Gottesdienst besuchten, den der Chor mit mehreren Liedern umrahmte. Es war eine reine Freude, in dieser 1000-jährigen, romanischen Kirche und deren toller Akustik singen zu dürfen."

"Und jetzt erzähl noch, wie Elisabeth uns vor der Kirche bravourös und ganz echt sooo lustige Geschichten von Madame de Meuron, die früher dort gleich neben der Kirche wohnte, erzählte, und dass wir dann im Dorf Sylvia und Hansruedi angetroffen haben, und dass auf der Weide gerade ein Kälbli auf die Welt kam, und dass Sylvia zum Mittagessen geblieben ist, und am Nachmittag auch."

"Lümmelus!" unterbrach Ernstus den Hektischen, "jetzt komm mal wieder auf den Boden, bzw. auf die Orgel! Aber du hast schon ein bisschen recht. Es war eine wunder-wunderschöne Reise und stellvertretend möchte ich mich hier beim Organisationsteam sehr herzlich bedanken."

"Jetzt darf aber ich wieder einmal etwas erzählen," meldete Phlegmatus, "denn schliesslich seid ihr wieder zurückgekommen, nachdem ich ein ganzes Wochenende die Stellung in der Kirche gehalten hatte.

Im Herbst waren dann nämlich die wildesten Sprünge getan, es wurde etwas ruhiger, (was mir entsprach) aber auch strenger (was mir nicht entsprach). Für Bettag wurde die Missa Pro Patria von Hilber aufgefrischt. Das hat mir soo gefallen, dass ich glatt vergessen habe, was der Chor an Kirchweih gesungen hat. Ich bin ja auch nur ein KLEINER Engel. Es folgte ein Auftritt mit verschiedenen Motetten u.a. von Mendelssohn an der Totengedenkfeier.

Am 23. November fand in Laufen das Cäcilienfest statt. Die in meinen Ohren etwas seltsam zusammengestellten Lieder wurden alle arrangiert…. na ihr wisst schon.... und so! Aber anscheinend hatte es durchaus auch Schönes dabei, habe ich gehört. Am Schönsten war aber eindeutig, dass Brigitte Wenger für 40 Jahre Mitgliedschaft geehrt wurde, wozu ich nochmals herzlich gratuliere.

Ich habe gehört, dass Brigitte grosse Freude daran hatte, dass sie zusammen mit allen Jubilaren und vor allem unserem Bischof vorne in der Kirche gleich noch einen Fototermin hatte. Und ich halte es für ein Gerücht, dass Brigitte die war, die eine Zehntel Sekunde nach dem Klick des Fotoapparates schon das Weite suchte."

Ernstus meldete sich: "Bleib bitte sachlich, Kapriolus! Das war eine ernste Angelegenheit. Genau so ernst wurde zu dieser Zeit für Weihnachten das Credo von Mozarts Spatzenmesse neu eingeübt. Das war wirklich eine happige Sache," sagte Ernstus.

"Ich weiss auch noch etwas zu diesem Kapitel," rief Lümmelus. „Das war eigentlich nicht nur eine ernste Sache, sondern eine äusserst zähe Angelegenheit. Und manchmal habe ich für mich das Credo schon umgetauft, nämlich in 'Non Credo… dass die das je schaffen'!"

"Ich weiss auch noch etwas ganz Wichtiges dazu," ereiferte sich Kapriolus. "Stephanie nahm nämlich mich zum Beispiel, als Hilfe zum Einüben. Nein, verwirf jetzt nicht gleich die Flügel, Ernstus, sie stand nicht auf den Kopf, aber sie lernte dem Chor das Credo rückwärts, was einem Kopfstand schon fast ähnlich kommt. Und gewirkt hat es sehr gut."

"Aber jetzt möchte ich auch noch etwas sagen zu dem Credo, oder der ganzen Zeit," meldete Phlegmatus von unten herauf. "Also ich fand das streng, schon nur vom Zuhören. Nach so einer Probe war ich manchmal fix und fertig. Also genau genommen war ich es nicht erst am Ende, sondern schon nach dem Einturnen, wo ich - wie schon ganz fein angedeutet - nicht einfach liegen bleiben konnte. Ich bin mir manchmal einfach nicht ganz sicher, ob Stephanie weiss was sie tut. So ruft manchmal zuerst sie, dann alle: 'Haansli, heichoo' - und dabei heisst gar niemand Hansli hier. Oder dann zeigen sie aufeinander 'und du - und du - und du' - und wenn dann aus Versehen einer auf mich zeigt, meine ich manchmal, aufstehen zu müssen.

Egal!

Es waren jetzt nur noch ein paar wenige Tage bis Weihnachten, in denen ich mich von dem strengen Üben des Chores, noch so richtig erholen wollte. - Da, daa, das glaubt ihr nicht (ah doch, ihr ward ja auch dabei!) - ich war erst gerade fertig mit dem himmlischen Nektarfrühstück, da kamen diese Credosänger doch tatsächlich an einem Samstagvormittag schon wieder. An einem Samstag! Und es kommt noch besser: ich hörte, die Probe sei freiwillig gewesen. Ja, warum um alles in der Welt standen die dann vollzählig da? Versteh ich nicht. Also an diesem Samstag bin ich um ein paar Jahrzehnte gealtert."

"Du übertreibst wieder masslos!" ärgerte sich Ernstus. Schau doch lieber das Resultat ihres Fleisses an. An Weihnachten sang der Chor das Credo so schön, dass sogar mir - jaa, ich konnte es nicht verhindern - ein himmlisches Lächeln im Gesicht stand. Und dazu habe ich mich erst noch sehr gefreut."

"Endlich einmal!" seufzte Lümmelus. "Und wisst ihr, was mir jetzt noch Lustiges in den Sinn gekommen ist? Hätten die Sänger statt Mozart die Hummel-Messe gesungen, dann hätte das insektentechnisch noch besser gepasst. Denn Guido spendete doch den Wachs seiner Bienen, jemand bastelte daraus Bienenwachskerzen…. wenn dann noch Hummel gesungen worden wäre…. das Gesumme auf der Empore… ich kann nicht mehr!"

Ernstus schnappte nach Luft! "Ich möchte doch bitten! Ich glaube, ich muss hier den Rückblick über das Jahr anno Domini 2014 beenden. Aber ich muss zugeben, es war jetzt doch recht schön, auf dieses aktive Jahr des Kirchenchores zurückzublicken."

"Ja klar, das war nicht recht schön, sondern das war megagalaktisch schön", rief Kapriolus und konnte nicht mehr ruhig auf seinen Händen stehen, sondern schlug ein paar Mal das Rad über die Orgel und zwischen den Orgelpfeifen durch.

Ja, so war das also, - damals, als ich eigentlich nur in die Kirche kam, um Notenblätter zu sortieren.