Es ist nun also bereits eine Tradition, dass die Vizepräsidentin den Jahresbericht schreibt. So weit so gut. Aaaber, - dieses Jahr ist alles anders! Die Schreiberin war bis vor kurzer Zeit in den Ferien, und obwohl sie gerade auf Weihnachten physisch zurückgekommen ist, verweilt ihr Geist immer noch im tiefen Süden bei den Pinguinen, Albatrossen, Walen und Robben. Doch dann ist sie unbarmherzig gekommen, die Zeit, in der der Jahresbericht in Buchstaben auf das Papier sollte. Und was macht die Vizepräsidentin? Sie ist immer noch geistlos, weil jener Angesprochene sich einfach nicht dazu bewegen lässt, endlich, endlich die Heimreise anzutreten. Was tun? Dem Herrn Präsidenten melden, dass der Jahresrückblick dieses Jahr ausfällt? Das wäre irgendwie peinlich.
So setzte sich die Geistlose trotzdem hin und begann, einen geistlosen Bericht zu verfassen. Und dies lese ich Euch jetzt vor.
Doch bevor ich über das vergangene Jahr berichte: habt Ihr gewusst, wie ein Pinguin seinen Jahreslauf begeht? Nicht? Also, ein Pinguin verbringt die allermeiste Zeit im offenen Meer. Lediglich zum Brüten und zum Federwechsel geht er an Land. Jaa, der örtliche Jahresbericht eines Pinguins ist also in einem Satz schon fertig.
Anders bei unserem Chor. Da hat es viel mehr Abwechslung drin.
Am 8. Januar nahmen wir die Proben nach den Festtagen wieder auf. Am darauf folgenden Samstag, den 10. Januar sangen wir dann im Gottesdienst, bevor wir unsere Generalversammlung abhielten. Dazu waren wir zum letzten Mal im nun leider geschlossenen Restaurant zur Brücke. Noch einmal durften wir ein ausgezeichnetes Nachtessen aus Leos Küche geniessen.
Übrigens: Bei den Pinguinen besteht der Speiseplan aus Fischen, Krebsen und kleinen Tintenfischen. Die grösseren Pinguine schnappen sich schon mal einen grösseren Fisch, während die Kleinen sich auch mit aus Krebstieren bestehendem Krill begnügen können. Jeder eben, wie er mag.
Krill ist jedoch nichts für Sänger, und deshalb konzentrierten wir uns auf die Proben für die Osterzeit.
Am Palmsonntag sangen die Männer in gewohnt wunderschöner Weise verschiedene Choräle. Nach der Palmsegnung draussen watschelten sie wie Pinguine per Prozession singend in die Kirche. Ein Kompliment kommt von meiner Seite.
Am Karfreitag wurden die Grellinger seit sehr vielen Jahren wieder einmal mit der Rätsche in die Kirche gerufen. Ein ganz besonderer Moment. Ob es jetzt wohl sehr daneben wäre, wenn ich Euch sagen würde, dass Pinguineltern das Rufen ihrer Kleinen aus buchstäblich Hunderttausenden von Artgenossen heraushören. Und zwar weil der Kleine mit einer nur ihm eigenen zweistimmigen Melodie ruft. Toll, nicht?
Wo war ich? Ach ja, beim Karfreitag. Wir sangen vierstimmige Choräle von Händel, unter anderem ein Lied in Strophen aufgeteilt durch die Passionsgeschichte hindurch.
In der folgenden Osternacht führten wir die Kempter-Messe auf, was uns recht gut gelungen ist, wie ich finde. Nach dem Gottesdienst war das obligate Ostereiertütschen. Vielen Dank allen edlen Spendern für die Eier und vor allem für die Arbeit mit dem Färben. Wenn ich jetzt schnell etwas dazwischen bemerken darf: Pinguine bebrüten immer eines bis maximal zwei Eier. Beide Elternteile brüten und zwar haben die Pinguine am Bauch eine Falte, in der sie praktisch keine Federn, jedoch vermehrt Blutgefässe haben. In dieser Brutfalte können sie somit den Eiern sehr gut Wärme abgeben.
Aber kommen wir zurück zu unserem Chor.
Am 22. April galt es einen traurigen Anlass mit unseren Liedern zu umrahmen. Es war der Tag der Beerdigung von unserem langjährigen Pfarrer Imbert Droz. Viele Geschichten und Erinnerungen kamen uns in den Sinn. Ich denke, an dem Ort wo er jetzt ist, wird er den Frieden haben. Vorbei die Zeit, wo er "durch alle Wirrnisse hindurch" musste. Wir behalten ihm ein ehrendes Andenken.
Nach Ostern nahmen wir die Auffrischung und Verbesserung der Spatzenmesse in Angriff. (Auf Feuerland hat es übrigens noch Spatzen, in der Antarktis aber selbstverständlich keine mehr.) Und als wir diese Spatzenmesse an Pfingsten aufführten, konnte sich das Resultat meiner Meinung nach gut hören lassen. Dies gilt in hohem Masse auch für das siebenstimmige "Emite spiritum", das wir ebenfalls im Pfingstgottesdienst sangen.
Habt Ihr gewusst, dass Wale unter Wasser richtige Melodien singen können um sich gegenseitig abzusprechen? Walgesänge geben Ihresgleichen weiter, wo es Nahrung hat, oder ob und wie sie zusammen auf die Jagd gehen können, etc.
Wir gingen nicht auf die Jagd, aber abgesprochen haben wir uns für den 27. Juni trotzdem. An dessen Nachmittag statteten wir den Altersheimbewohnern in Laufen einen Besuch ab und gaben mit verschiedenen Liedern unser Bestes. Es war gleich der erste Anlass, der im neugebauten Altersheim stattfand. Ich kann mich nicht mehr so gut erinnern, ob wir schön gesungen haben. Was jedoch einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat, war die Hitze, die drinnen und draussen herrschte!
Wenn Pinguine zu warm haben, öffnen sie unter anderem den Schnabel und atmen dadurch die Wärme ab. Haben sie jedoch zu kalt, stellen sie sich nur noch auf die Fersenspitze, um durch die Füsse auf dem Boden nicht unnötig Wärme zu verlieren.
Ob wir im Altersheim den Schnabel offen hatten, weiss ich nicht so genau. Sicher stand aber niemand nur noch auf der Ferse. Das wüsste ich noch.
Überhaupt hatten wir gar nicht soo eine lange Pause, denn am gleichen Tag fand abends die Firmung in Grellingen statt. Wir sangen verschiedene Heilig-Geist-Lieder, Gospels und wiederum das "Emite spiritum".
Die Firmung war gleich der letzte offizielle Anlass vor den Sommerferien. Aber natürlich durfte unser legendärer Bündelibummel nicht fehlen. Eine Gruppe wanderte, eine andere Gruppe fuhr zum Restaurant Kaltbrunnental. Dort mussten zweitere auf erstere warten, weil nämlich Guido bei dieser Gluthitze Mitleid hatte mit den Wanderern, und ihnen deshalb mitten auf ihrem Weg einen Apero servierte! Im Namen aller möchte ich Guido nochmals herzlich danken.
Wer dachte, im Restaurant sei es weniger heiss gewesen, der täuschte sich, und zwar gewaltig.
Zum Glück gaben einige Gäste draussen ihren Platz frei, damit wir alle in die Gartenwirtschaft sitzen konnten. Wir hatten es sehr lustig! Dies sah man auch daran, dass NOCH MEHR Gäste ihre Plätze plötzlich frei gaben.
Königspinguine geben übrigens ihre Brutplätze erst frei, wenn ihr Kleiner 13 - 15 Monate alt ist und er das braune Babykleid "abmausert", um dann den schönen Frack zu tragen. Erst von diesem Zeitpunkt gehen Eltern und Kind ins offene Meer, was für den Jungen ganz neu ist. Denn mit dem braunen Babyflaum durfte er nicht ins Wasser, weil dieser nicht wasserfest ist, resp. er würde nass und wäre nicht mehr gegen die Kälte geschützt.
Für einige Wenige von uns gab es im vergangenen Jahr keine wirkliche Sommerpause. Es galt die 1. - August-Feier in Grellingen zu organisieren. Peter dachte einfach an alles! Nichts mangelte uns, als das Fest begann. Die Vorbereitungen und die Ausführung waren recht streng, aber es machte auch sehr viel Spass in dieser tollen Stimmung zu arbeiten. Guido, Willem, Walti und Käthis Bernhard brutzelten das Fleisch auf dem Grill, frittierten 10 Kilo Pommes frites und gaben das feine Essen heraus. Esther und Astrid gaben die Getränke an die Gäste ab, Käthi und Brigitte schauten, dass die guten Kuchen an die Frau und den Mann kamen, Margrit servierte am Prominententisch und dann hatten wir noch eine Zahlenkünstlerin unter uns. Boah! Uns rauchten die Köpfe schon beim Zuschauen, wie Christine an der Kasse die Zahlen im Kopf jonglierte und das Ergebnis locker leicht präsentierte, zum Beispiel einer Familie mit einigen Personen.
Da hatte ich es besser. Ich musste nur zweierlei Kaffee produzieren, einer war natürlich unser legendäre "Kaffi Notenschlüssel", der zwar ein Notenschlüssel war, aber nicht Tunnelkaffi hiess, sondern ganz patriotisch 1. - August- Kaffi! Ist alles klar? Es wurde denn auch patriotisch viel von diesem Kaffee benötigt. Es war allgemein sehr erfreulich, wie viele Grellinger den Weg zum Greslihof fanden. So konnten wir mit dem Verlauf des Abends sehr zufrieden sein.
Tags darauf trabten wir um 10 Uhr wieder an zum Aufräumen. Nur die zwei Jüngsten, Brigitte und Peter(!) arbeiteten schon lange vorher. Bernhard und Käthi beschlossen kurzfristig, ihre Ferienabreise auf den Nachmittag zu verlegen, damit Bernhard noch den ganzen Platz wischen konnte. Soo ein Einsatz!
Wie in den Vortagen wurde sehr speditiv gearbeitet, aber nicht ohne Lachsalven, und auch nicht ohne die Kuchenresten aufzuessen! Von meiner Seite allen sehr herzlichen Dank für den Einsatz. Es hat Spass gemacht mit Euch zusammen zu krampfen.
Übrigens, habt Ihr gewusst? Sehr viel Spass haben die jungen Königspinguine wenn sie von den Eltern in den sogenannten Kindergarten geschickt werden, damit Mutter und Vater hunderte Kilometer durchs Meer schwimmen können, um sich voll zu fressen, - um danach ihre Kleinen zu füttern. Aber unterdessen können die Kindergärtler mal ordentlich Unfug treiben, damit sie nicht merken, dass sie mitten in einer Fastenzeit stecken. Und neugierig sind die! Unglaublich. WIR hielten ja die 5 Meter Abstandsregel zu jedem Tier ein, aber Pinguine kennen diese Regel nicht und kamen möglichst nahe zu uns, - was übrigens auch die jungen Seeelefanten machten! War daas schön!
Wo war ich?
Ach ja. Im Sommer! Jetzt wo wir hier Winter haben, haben die bei den Pinguinen unten ja Sommer! Aber eigentlich meine ich ja unseren Sommer, der, der letztes Jahr so heiss stattfand!
Wir nahmen die Probentätigkeit am 13. August wieder auf, damit wir zwei Tage später zu unserem Kirchpatron Laurentius im Gottesdienst singen konnten.
Auch an Bettag und Kirchweih umrahmten wir die Feiern mit verschiedenen Motetten und einzelne Teile aus der Spatzenmesse.
Im Oktober gab es etwas zu feiern! Unser Ehrenmitglied Raimund Thüring zählte seinen insgesamt 80sten Geburtstag. Anlässlich dieses Festes wurden wir von ihm und Elsa ins Pfarreiheim zu einem sehr gemütlichen Imbiss , sowie Kaffee und Kuchen eingeladen. Es isch wieder gsi wie amigs! Ganz herzlich möchten wir Dir, Raimund danken für den gelungenen Abend und das reichhaltige Buffet.
Apropos, wusstet Ihr schon, dass ein einzelner Königspinguin auf einer Jagd bis zu 20 Kilo Fisch vertilgen kann? Ich finde das überaus beachtlich, da das Körpergewicht des Pinguins nämlich nur circa 15 Kilogramm beträgt. Sie haben jedoch einen riesigen Speicher, wo sie die Nahrung für ihren Sprössling aufbewahren können.
Also sooo viel hat damals am Fest von Raimund doch niemand gegessen, - glaube ich!
Im Spätherbst begannen intensive Proben auf Weihnachten hin. Wir hatten uns die Hirtenmesse von Ferdinand Schubert vorgenommen und es galt, sie nach etlichen Jahren wieder aufzufrischen und neue Akzente zu setzen. Hier, wie durchs ganze Jahr bestaunte ich Stephanies vorzügliche Fähigkeit, uns neue Aspekte zu lernen und vor allem mit manchmal kleinen Trickchen schwierige Passagen zu meistern. Auch bewundere ich, wie Stephanie es versteht, das Optimum aus unseren Stimmen herauszuholen. Ich geniesse die Proben und die Auftritte mit Dir, und deshalb möchte ich Dir, ich glaube im Namen aller sehr herzlich danken für Deine Arbeit, vor allem aber für Deine Geduld mit uns. Wir wissen ja alle, wie wir sind, manchmal begriffsstutzig, manchmal unkonzentriert und gschwätzig, manchmal auch einfach müde, bis Du uns wieder aufrüttelst. Übrigens, habt Ihr gewusst, dass Wale immer nur mit einer Hälfte ihres Gehirns schlafen? Ja, das ist nicht gelogen. Denn die andere Hälfte muss aufpassen, dass der Wal nicht aus Versehen aufhört zu atmen, weil das bei ihm nicht automatisch geht.
Wieso bin ich jetzt da drauf gekommen? Ach ja, weil Ihr mir jetzt dann einschläft, wenn ich nicht endlich aufhöre meinen verwirrten Bericht zu lesen. Aber was willst du erwarten von einem Menschen, dem nicht das halbe Hirn schläft, sondern dem die Hälfte noch unten in der Südpolregion hockt.
So bitte ich um Entschuldigung, wenn mir doch das eine oder andere Mal etwas in den Jahresbericht gehüpft ist, das jetzt nicht wirklich hier hinein gehört hätte.
Es bleibt mir, Euch zu danken für Euren Einsatz in unserem Chor durch das ganze Jahr hindurch.
Eines muss ich aber doch noch fragen! Habt Ihr eigentlich gewusst, weshalb Pinguine ihren schönen Frack tragen? Man könnte ja meinen, dass Pinguine in ihrer kalten Umgebung etwas overdressed sind. Doch sie wären ja nicht Pinguine, wenn sie dazu nicht einen guten Grund hätten! Der schwarzer Rücken sorgt dafür, dass Feinde, die von oben kommen, die Kerlchen nicht vom dunklen Meeresgrund unterscheiden können. Schwimmt jedoch jemand unter ihnen, sieht er nur den hellen Bauch, den er dann für die helle Wasseroberfläche hält. Clever, nicht? Ja, mein Geist klebt ja schliesslich nicht vergebens bei diesen lustigen Gesellen im Süden.
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